Das letzte Wochenende hatte es echt in sich.
Kaum anderswo kann man so schön die nackten menschlichen Triebe beobachten, wie auf dem Holländischen Stoffmarkt, der die ausgehungerten Stoffsüchtigen hierzulande wieder einmal heimsuchte und mit seinem ÜBERüberangebot blendete.
Wer glaubt, der frühe Vogel fängt den Wurm, ist einem Irrtum verfallen, denn das trifft hier nicht zu.
Der Markt öffnete 10 Uhr. Ich war 10:15 Uhr dort. Und ich wollte Würmer fangen!
NUR: genau das hatten alle vor.
Und darum gab es kein Rankommen.
Die Gänge zwischen den Buden waren voller Gewimmel.
Rollkoffer klapperten über das Pflaster.
Bereits 10:30 Uhr wurden die ersten Ehemänner an den Rändern ausgesetzt. Behangen mit Tüten, nicht wissend welchen Inhaltes, standen sie dort…ohne Wasser, ohne Brot – wartend und kummervoll dreinschauend.
Und dann diese Fata Morganen……GLAUBT man, eine Rarität in Sachen Stoff, Farbe UND unsagbar unschlagbaren Preis entdeckt zu haben und MEINT man zusätzlich, sich diese Bude mit dem Schnäppchen merken zu können (und das bei fotografischem Gedächtnis!!!) und man geht einfach weiter, dann wird man diese Stelle niemals wieder finden.
Das ist mir ständig so gegangen.
Und jedesmal hab ich mir gesagt: Ok, gehste noch mal systematisch von Anfang an alle Reihen durch. Ohne Erfolg, oder sagen wir beinah ohne.
OK, einige Stände konnte man nicht übersehen, die waren unüberhörbar und unübersehbar von den Holländern besetzt und hatten auch schöne Dinge, die ich haben wollte.
Das waren diese Stoffen-Maiks mit ihren superscharfen Scheren, die sie behende und blitzschnell nach vorne sausen ließen, um die Meterware abzusäbeln.
Den einen oder anderen dabei abgetrennten Kundenfinger haben sie einfach mit einer Wischbewegung unter den Tisch fallen lassen.
Der Stoffkauf ist ja das Eine, aber die Weiterverarbeitung der schönen Stoffe die andere wichtige Sache.
Und so kam es, dass die neue Singer Heavy Duty Overlock (die Tchibo neulich zum halben Preis unters Volk gestreut hat), just am Samstag mit der Post geliefert wurde.
Aufregung und Adrenalin pur.
Ovi et Orbi.
Ich hab mir erst nach dem Wochenende getraut, die Verpackung aufzureißen – nicht ohne Anwesenheit von Dani, meiner erfahrenen Ovi-Auskennerin.
Wie ein Schwein guckt, wenn’s ins Uhrwerk schaut, so muss ich wohl ausgesehen haben, als ich versuchte, die Fäden mittels Knot-Technik durch die verschlungenen Faden-Pfade zu fädeln. Und dann das Wechseln der Nadeln mit Pinzette!!! Wo gibt’s denn so was noch?? In der heutigen Zeit, wo die modernen Overlocks die Fädchen pneumatisch und hygienisch einwandfrei einSAUGen. Aber mit Pinzette, Magnet, ohne Zitterfinger ist es mir dann doch gelungen, alles fachgerecht einzustöpseln.
Und dann der spannende Moment, das Gaspedal zu treten. Wutsch, eine erste Naht!!
Doch was war das? Oberspannung hui, Unterspannung pfui!
Nachgelesen im schlauen Heft – alles richtig gemacht. Noch ein Versuch. Wieder nüscht. Oberfäden prima, Unterfäden verwurschtelt, locker, Fadensalat eben. Ach so ein Mist.
Wir waren schließlich ratlos.
Dann klemmten die Fadenspannungsrädchen…… eins geht nur bis zur 6, obwohl man bis 9 drehen können soll.
Ich hab die Foren nach Erfahrungsberichten durchsucht. Aber so frisch nach diesem Tchibo-Coup findet man noch keine Berichte, allenfalls die klassischen Berichte: robuste einfache Maschine, die durch dick und dünn geht, treuer Begleiter…..bla sülz.
Nun denn, so hab ich den Kundenservice informiert, aber der schweigt sich aus.
Somit geht das Maschinchen retour und ich spare nun die Taler, damit ich dann entspannt mit Bedacht und kühlem Kopf beim nächsten Mal die richtige Entscheidung treffe.