Seit meinem letzten Eintrag ist eine Menge Zeit vergangen. Ich denke an die sandig-sonnigen Sommerferien, den aufregenden Start ins Gymnasium-Schulleben mit neuem Schulweg, erholsame Herbstferien mit Pferden, den Einzug unseren neuen Familienmitglieds Calimero (hellblau, neugierig, schwatzhaft) … und ich bin um einige Erfahrungen reicher, was die neuen Märkte betrifft, an denen ich erstmals teilnehmen konnte:
Der kleine Kunsthandwerkermarkt auf der Dresdner Galopprennbahn war der erste seiner Art und bot den Besuchern zwischen den Pferdewetten einen guten Zeitvertreib und die Möglichkeit, kleine und besondere Entdeckungen zu machen.
Besonders Klasse fand ich die erfrischend unkomplizierte Organisation der Macher. Allerdings fand alles unter freiem Himmel statt, was für empfindliche Produkte immer grundsätzlich riskant ist, da man Wind und Wetter ausgeliefert ist. Bei dieser Premiere tobte sich leider ein kurzes heftiges Gewitter aus, zerknüllte Pavillons im Handumdrehen und schüttete ergiebige Regengüsse auf die Veranstaltung. Zu meinem Glück konnte ich unter einem stabilen großen Zelt einer Stoffhändlerin stehen, so dass wir keine Verluste erlitten, sondern nur ein paar Wasserspritzer abbekamen. Nach diesem Erlebnis muss ich einmal mehr abwägen, ob ich künftig bei OpenAir-Veranstaltungen teilnehmen möchte. Wenn möglich behalte ich mir deswegen auch immer die Option vor, kurzfristig (wetterabhängig) zu entscheiden, ob ich teilnehme oder nicht.
Auf ganz andere Art wurde ich auf Langebrück eingestimmt. Unter dem Dach des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. hatte sich eine Arbeitsgruppe aus 4 Damen gebildet, die einen Neuen Langebrücker Kunstmarkt 2016 organisieren wollten. Es sollte im Bürgerhaus Langebrück stattfinden, Fördergelder wurden beantragt, und bereits Anfang Februar ging dieses Vorhaben in eine ausgeklügelte und heiße Planungsphase über. Dabei wurden in regelmäßigen Abständen die vorgesehenen Aussteller mit newslettern und allerlei Informationen versorgt und zum Einfinden am Runden Tisch vor Ort im Bürgerhaus Langebrück gebeten. Da ich hauptberuflich einer festen Arbeit in Dresden nachgehe, war ich zunächst davon ausgegangen, dass diese Termine rein optional zu betrachten waren.
Irrtum.
Persönliches Erscheinen und aktives Einbringen war erwünscht und Teil des Plans.
Beim 2.Treffen fuhr ich mit meiner Freundin also hin, denn unsere Stimme und unser persönliches Erscheinen schien von großer Bedeutung zu sein. So erfuhren wir, dass uns eine gefühlt 20-Punkte-Agenda bevorstünde. Die Standgebühr war gleich vor Beginn bar und per Quittung zu begleichen.
Dann begann das Abarbeiten der Agenda. Wesentlich war dabei die Standplatzierung der Maler und Galeristen, die Anzahl der auszuhändigenden Aufhängesysteme und Haken, die Sicherstellung des reibungslosen Auf-und Abbaus der Stellwände und die Gewährleistung, dass auch JEDER Aussteller dabei mit Hand anlege und die Terminfindung der Hängung. Parallel dazu wurde ein Plan mit den vorgesehenen Stellplätzen verteilt, worin sich jeder Aussteller wiederfinden konnte. Nun ging es an die Besichtigung der Räumlichkeiten. Meine vorsichtige Nachfrage, ob ich meinen dunklen Eckplatz mit dem Stand von Leder-Meier (*Name geändert) tauschen dürfte, wurde mir nicht bewilligt. Die Leder-Künstler benötigten ihren Stammplatz, da gäbe es keinen Weg rein.
Jut.
Stunden später.
Agenda-Punkt 13. Immer noch Hängung. Einige greise Maler wagen Fragen.
Die resolute Frau K. hebt entnervt die Hände. Bitte immer den vollen Namen sagen, sie wisse doch sonst auch nicht, was sie da ins Protokoll schreiben solle, wenn hier jeder durcheinander redet, Himmelherrgott.
Das sitzt.
Hängung also nun am Mittwoch. „Und Kreuzigung am Donnerstag?“, denke ich?
Freitag soll dann eine Vernisage mit der Bevölkerung und einer Schulklasse und ihrer Kunstlehrerin sein. Ab 18 Uhr, mit Salzgebäck und Sekt. Freiwillige, die die Speisen und Getränke reichen möchten?
Schweigen.
Wer bietet Basteln mit Kindern oder Vorführungen an? Einnahmen werden selbstverständlich gespendet.
Verhalten reckt sich ein Arm in die Luft. Gebongt!
Bitte jeder möge übrigens noch eine VITA erstellen und im Word-Format, sowie 1-2 aussagefähige und einheitlich benamste JPG’s abliefern. Datenschutz? Quark. Es ginge hier um eine formschöne Präsentation der Aussteller, damit der Besucher wisse, wen er vor sich habe.
Auf die Frage nach Catering und Verpflegungsmöglichkeiten an dem Veranstaltungswochenende, erfahren wir, dass lediglich die Kirchgemeinde am Samstag einen Kuchenbasar ausrichten würde. Bis dato keine weiteren Angebote oder freiwillige Verköster.
Wir beschlossen, der Veranstaltung nun den Rücken zu kehren, auch wenn uns Frau K. mahnend mit den noch ausstehenden letzten 10 Agendapunkten aufzuhalten versuchte und uns mit einem unwilligen Blick bedachte.
Auf dem Heimweg ließen wir den Spuk erstmal sacken. Was war das gewesen? Kunstmarkt zum Anfassen? Gut gemeint, aber voll verzettelt? Wir beschlossen, es trotzdem zu versuchen und uns gespannt auf dieses Oktober-Event zu freuen.
Es vergingen weitere Wochen mit eMail-Informationen, Änderungen und Erinnerungen.
Auf unser privates Angebot, mithilfe unserer Familie die Veranstaltung mit Suppe, Fettbemmen und Kaffee zu versorgen, erhielten wir leider eine besorgte Antwort, dass Essensgeruchschwaden im Gebäude hervorgerufen werden könnten und man positionierte sich sehr skeptisch. Auch sollten wir mal sagen, welchem gemeinnützigen Verein wir denn unsere gesamten Einnahmen aus dem Catering spenden wollten!?!?!? Vermutlich war die gesamte Planung einfach dermaßen extrem und aufregend, so dass eine große Anspannung auf den Schultern des Arbeitsteams lag und jedes Angebot eher als Last wahrgenommen wurde. Wir zogen unser Angebot daraufhin freundlich zurück.
Schlussendlich gab eine Ausstellerin ihren Platz auf, so dass ich dorthin nachrücken durfte und hatte damit das Glück, in einem hellen und warmen Raum meinen Stand aufbauen zu dürfen. Platz war auch genug.
Final kann ich sagen, dass das wohl einer der kompliziertesten und umständlichsten Kunstmärkte war, an dem ich jemals teilgenommen habe. Einer der Planungsdamen, mit der ich gut bekannt bin, habe ich ein bisschen von dem einfachen Ablauf und der Planung anderer Kunstmärkte berichtet und ihr ein paar Vorlagen fürs nächste Mal gegeben. Es hätte sich vieles prima abkürzen lassen und Zeit gespart. Aber hinterher ist man ja meistens schlauer.
Hoffentlich :)