Augen zu und ein bisschen in den noch frischen Erinnerungen schwelgen….
Wildgänse fliegen über das Dach, Richtung Meer zum Treffpunkt am großen Binnensee, wo bereits die anderen Kumpels warten.
Jeden Tag kommen weitere Gänse hinzu und quietschen erwartungsvoll ihrem Ziel entgegen.
Unten ziehen Landmaschinen über die uns umgebenden Felder und säbeln den Raps weg.
Duft von Stroh und Getreide, frisch gemähtem Grün.
Vögel zwitschern und wiederholen ihr komplettes Repertoire unermüdlich.
Was für Sinneseindrücke, wenn man doch so vollgepumpt ist mit Stadtgelärm, Zuggequietsche, Autogefahre und dem alltäglichen Spurenlegen des Prekariats auf der Straße vorm Haus.
Und jetzt: Jeden Tag mit dem Fahrrad 4 km zum Strand fahren dürfen. Dabei müssen wir nur zweimal einen kleinen Gang einlegen (und ich dachte, an der Küste ist es immer nur flach – falsch gedacht). Vorbei geht es an Kühen und n einem seltsamen Erbsenfeld. Ich halte es jedenfalls für Erbsen, denn in meiner Kindheit musste ich oft „Erbsen auspuhlen“ und das reicht, um sich auszukennen. Komisch nur, dass niemand an diesem Feld weiter interessiert zu sein scheint, denn die Erbsenschoten werden immer trockener, von Tag zu Tag. Und sie schmecken auch immer mehliger. Schmecken? Ja, wir haben probiert. Sollte es am Ende doch genmanipuliertes Viehfutter gewesen sein? Na fein, dann wachsen mir demnächst bestimmt neue Körperteile oder ich gebe wieder Milch. Lassen wir uns überraschen!?
Augen wieder zu.
Dahinten das Blaue, das ist das Meer. Schneller, schneller, gleich sind wir da.
Was sind das für Menschen überall, wo kommen die nur so plötzlich her?
Wir schließen die Räder an und wandern ein wenig am Strand entlang. Wir haben ja Zeit. Welcher Tag ist heute? Ich habe es bereits am 2.Urlaubstag vergessen.
Es ist ein bisschen wie im Traum, wenn man geht und doch nicht von der Stelle kommt. So ist es, wenn man in weichem Sand zu versinken scheint. Ist es so auch in der Wüste? Wohl kaum, dort würde man sich um eine saftige Qualle reißen, würde man einer begegnen, egal wie tief man dafür beim Gehen in den Sand einsinken müsste. Wir machen hier aber lieber große Bögen herum. Wie sieht eigentlich eine Feuerqualle aus? Sind nur ihre 4 Innenringe rot oder ist die ganze Qualle rot? Wie lang sind ihre Tentakel? Wie weh tut die Berührung auf einer Skala zwischen 1 und 10? Egal, man muss es ja nicht drauf ankommen lassen. Also gehen wir vorbei. Weiter und weiter. Erst kommen die Massen, die Familien mit den Strandmuscheln, den Windschützern, den Sonnenschirmen, riesigen Aufblastieren, Kühltaschen, Rollwagen, Klappliegen, Bollerwägen. Danach kommt der Hundestrand. Je massiger die Hundebesitzer zu sein scheinen, desto winziger und filigraner das hundeähnliche Tier an ihrer Seite, welches Stöckchen aus den Wellen holen oder für immer darin ersaufen soll.
Danach kommt der Bootsbesitzerstrandabschnitt, an dem die „Nicoles“ und „Uschis“ zu Wasser gelassen oder wieder an Land getreidelt werden, was mit sehr fachmännischen Kommentaren umstehender bauchiger Altherren bedacht wird. Bei gelber Flagge, was soviel wie „heute sehr windig – baden geht noch gerade so, aber Vorsicht vor Strömungen“ bedeutet, hocken hier auch die Kitesurfer und puzzeln ihre Leinen auseinander oder zusammen und machen sich startklar zum Beinahe-Abheben.
Danach kommen die Nackten. Die machen es richtig. Sie nehmen den Weg in Kauf, um endlich ihre wohlverdiente und erhoffte Ruhe zu bekommen. Alles was bommelt darf an die frische Luft und keinen stört’s. Und da sie den längsten Fußmarsch von allen anderen haben, können sie auch nicht so viel Gepäck mitschleppen, drum eben nackich. Logisch.
Und nun beginnt der flache feine Sandstrand allmählich zu weichen und wird zu einem steinigeren Ufer. Aus den Dünen erhebt sich eine kleine Steilküste und ab hier kann man wunderbar Steine sammeln und bestimmen.
Die Hohwachter Bucht, schleswig-holsteinische Ostsee und westlich der Insel Fehmarn, ist warm und flach und geschützt. Wenn man Ausschau danach hält lassen sich große Klaff- und Herzmuscheln finden, auch unzählige besondere Gesteine.
Und wie jedes Jahr, in dem wir unsere Sommerferien an der Ostsee verbringen, sammele ich sie und suche dabei besonders helle Steine mit flachen oder geschmeidigen Formen aus.
An den sommermilden Abenden, wenn die Mücken doch allzu bissig unterwegs sind und das „Anti-Brumm“ auch nix mehr nützt, dann male ich die Steine in meditativer Ruhe an…..Fisch für Fisch entsteht…alle gucken sie mit großen Augen….noch ein Lidstrich drumherum und ich werden den Eindruck nicht los, plötzlich von Heike Makkatsch, Lisa Ortgies und Miss Piggy angeguckt zu werden, als wollten sie mir sagen: und wo sind unsere Fischmänner nun bitteschön?? Stimmt, meine Fische-Steine sehen wie Mädchen aus, für Fisch-Männer fehlt mir bisher noch die Fantasie.
Hier kommen nun ein paar Impressionen: